Dialog mit Itete …von 2003 bis 2025 …und weiter
Im Oktober 2003 habe ich erstmals im Rahmen einer Ärztereise die Kinder von Itete im Süden Tansanias kennen gelernt. Die Begegnung mit diesen Kindern und mit dem Franziskaner, Bruder Samuel Mparange, im darauffolgenden Jahr, gemeinsam mit meiner Frau und meinen Kindern, hat uns sehr beeindruckt. Am Ende unseres Besuches fragten wir die Kinder und die betreuenden Erwachsenen, was wir für sie tun können. “Erzählt, dass es uns gibt”, war der Auftrag, den uns Brother Samuel, der Leiter dieses Projektes, bei der Verabschiedung mitgab. Wir haben bald erkannt, dass medizinische Versorgung alleine noch keine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. Und schon bald haben wir mit den Menschen vor Ort beschlossen, eine Schule in Itete zu bauen. Dieses Projekt in Itete wird seit vielen Jahren vom Projekt Gesundheitsentwicklung in Pernegg mitgetragen.
Die vielen Begegnungen mit den Menschen in Itete, die geschlossenen Freundschaften, und auch das Erleben einer komplett anderen Lebensrealität – all das lässt uns diesen Ort in Afrika nicht mehr vergessen. Wir fühlen uns mit diesen Menschen verbunden. Wir sind überzeugt, dass wir von ihnen – von ihrer Einstellung zum Leben und zum Sterben, ihrer Fähigkeit, Feste zu feiern, einfach und improvisiert zu leben, aber auch von ihrer hohen sozialen Kompetenz – viel lernen können. Und wir wissen auch, dass wir sie in manchen Bereichen unterstützen können. Wir haben dort auch bittere Armut erfahren und wissen, dass durch Maßnahmen der Umverteilung, konkret durch Selbstbesteuerung, sinnvolle und kontinuierliche Hilfestellung für die Menschen in Itete möglich ist.
Mittlerweilen gelingt seit 2003 ein intensiver Dialog und Lernprozess zwischen der Dialoggruppe in Österreich und den Menschen in Itete. Der ,,Dialog mit Itete” ist ein fixer Teil des Projektes Gesundheitsentwicklung in Pernegg geworden. Sowohl KollegInnen und MitarbeiterInnen aus der Praxisgemeinschaft als auch PatientInnen engagieren sich für dieses Projekt. Es gab schon Besuche aus Afrika und auch mehrere Reisen nach Afrika.
Wir haben erkannt, dass Bildung ein sicherer Weg aus der Armutsfalle ist, und so ist in IIete mittlerweile die „Bishop Mchonde secondary school“ gut etabliert, die derzeit von 160 Kindern und Jugendlichen besucht wird. Sie haben gute Prüfungsergebnisse und in diesem Jahr sind erstmals mehr Mädchen als Burschen in der Schule gemeldet!
Eine Schule in Afrika zu errichten, bedeutet auch einen Internatsbetrieb für alle Kinder zu ermöglichen, Wohnräume für die Kinder und LehrerInnen, Speise- und Studierräume zu schaffen. Alle Kinder, die unsere Schule besuchen, arbeiten auch in der Landwirtschaft mit, vornehmlich im Anbau von Reis, Getreide und Gemüse zur Selbstversorgung.
In Europa werden Menschen oft krank am Zuviel, in Afrika entstehen viele Erkrankungen am Zuwenig. Mit dem Projekt Gesundheitsentwicklung wollen wir einen Ausgleich schaffen, indem wir nicht nur das individuelle Gesundsein betrachten, sondern auch strukturelle und globale Faktoren und Mechanismen der Gesundheitsentwicklung (in Afrika gleich wie in Europa) erkennen und benennen.
Wenn sie über den ,,Dialog mit Itete” mehr wissen wollen, besuchen sie bitte Dialog mit Itete
Brief aus Tansania – 1. Teil
6.50 Uhr: Start in Wien Richtung Istanbul. Gemeinsam mit Alex werde ich wieder unser Projekt in Tansania besuchen, zuerst gehts nach Daressalam, dann sind wir einige Tage in Ifakara und reisen weiter nach Itete. Vor 20 Jahren war ich mit Solidarmed Ärzten das erste Mal in Tansania. Damals hat mich der Kontrast der Lebensbedingungen der Menschen hier in Tansania, verglichen mit dem Leben in Europa sehr berührt und auch gefordert, und ich war beeindruckt von Brother Samuel, der mit einigen Brüdern, Kindern und Jugendlichen einen Raum zum Wohnen und dreimal täglich essen ermöglichte.
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Brief aus Tansania – 2. Teil
Heute ist es uns gelungen, zwei Plätze im Zug nach Ifakara in der zweiten Klasse zu bekommen. Der Zug ist bis auf den letzten Sitz gefüllt. Ich bin fasziniert von der Buntheit und dem Leben in unserem Waggon. Da sind viele Familien, fast die Hälfte der Passagiere sind Kinder und Jugendliche. Mir kommt vor, die Menschen leben hier verbundener und irgendwie auch lebendiger, als ich das bei uns in einem Zugabteil erlebe. Obwohl der Zug außer mit Menschen auch noch mit unglaublich viel Gepäck unter den Sitzen und in den Gepäckfächern vollgestopft ist und ständig improvisiert wird, haben wir eine gute Stimmung auf dieser Reise.
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Brief aus Tansania – 3. Teil
Die Kinder hier sind unglaublich fleißig. Vor 6 Uhr früh schlägt jemand den „Gong“ – mit einer Eisenstange auf eine Autofelge – da kann ich schon von meinem Zimmer aus das Aufwachen und die Morgenaktivität im „Boys-Dormitory“ verfolgen. Es wird langsam lauter und bald versammeln sich aktuell 80 Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren, um als erste Aktivität das Schulgelände und die Böden aufzukehren. Nach einer Stunde kommen die Kinder in den Schulklassen zusammen und es gibt Unterricht bis 10 Uhr. Dann erhalten sie ihre erste Mahlzeit – Porridge und Tee. Danach wieder Unterricht bis 14 Uhr mit anschließendem Lunch. Täglich arbeiten die Kinder am Nachmittag 2 bis 3 Stunden auf den Feldern, …
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